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Heute im Interview: Fabrice Gallay - Industrial Designer bei Erca
Was sind Ihre bisherigen beruflichen Stationen?
Begonnen habe ich meine berufliche Laufbahn bei einem Hersteller von Schulprodukten im Konsumgüterbereich für Frankreich und Großbritannien. Dort habe ich Schreibgeräte (Kugelschreiber, Tintenkiller, Textmarker) und Primärverpackungen (Farbflaschen für Kinder und Flaschen für Korrekturflüssigkeit) entworfen und gestaltet. Gleichzeitig war ich an technischem Design, Modellierung, Proto-Typing, Produktcharakterisierung und industrieller Qualität beteiligt.
Anschließend habe ich im Designstudio eines internationalen Konzerns gearbeitet, um an der Entwicklung der Marke PaperMate auf der ganzen Welt mitzuwirken. Diese Position war näher an die Marketingabteilung gekoppelt. Ich musste die emblematischen Produkte der Marke modernisieren, den Komfort für den Benutzer verbessern und und technische Einschränkungen integrieren.
Wie sind Sie zum Becher-Design gekommen?
Die Kunden von Erca kommen aus der Konsumgüter-Industrie, deren Herausforderungen und Vertriebsnetz ich bereits gut kannte. Ich hatte auch bereits Verpackungsprojekte entworfen, von denen einige vermarktet wurden und noch heute unter der Marke Berol verkauft werden. Es gibt also eine gewisse Kontinuität, aber auch eine Offenheit gegenüber sehr diversifizierten Marktsektoren.
Verpackungen zu gestalten, bedeutet auch, sich mit den ökologischen Großprojekten unserer Kunden auseinanderzusetzen. Die Materialmenge muss möglichst genau kalkuliert und das Design an die Vorgaben neuer Materialien angepasst werden.
Wie viele Designs kreiert Erca im Durchschnitt in einem Jahr und an wie vielen waren Sie bereits beteiligt?
Es gibt eine Vielzahl an Projekten: etwa 80 Becher-Designs werden bei uns im Jahr erstellt. Bisher war ich an etwa 320 dieser Projekte beteiligt. Entweder habe ich neue Designs entwickelt oder geändert bzw. angepasst.
Bei so vielen Becher-Designs kann man leicht den Überblick verlieren. Gibt es einige, die Ihnen besonders gefallen und wenn ja, welche?
Während selbst die einfachsten Designs einen besonderen Stil haben, der sie von anderen abhebt, sind einige Kreationen wirklich um ein Thema herum aufgebaut. Ein Beispiel dafür ist dieser elegante transparente „Joghurtbecher“ aus recycelbarem PET, der vor einem Jahr kreiert wurde und dessen Umriss das Produkt sanft umhüllt. Die Becherwand bekommt durch eine leichte wellenförmige Einkerbung eine Versteifung, die aber das Auslöffeln des Produktes nicht erschwert.
Vor etwas mehr als drei Jahren gab es ein Projekt, bei dem eine Reihe von „Auflaufformen“ in einem starken traditionellen Stil entwickelt werden mussten. Integriert sind zwei Griffmulden, um die Handhabung zu verbessern. Das darin enthaltene Produkt kann erwärmt und direkt aus dem Behälter verzehrt werden.
Ein weiteres Beispiel ist dieser schöne Becher für Fruchtsaft. Er hat eine Facetten-Struktur, die ihm ein ansprechendes und hochwertiges Aussehen gibt und gleichzeitig die Becherwand versteift. Durch dieses Design hat man den Becher gut in der Hand und das Risiko des Verschüttens wird verringert.
Wie bekommen Sie neue Design-Aufträge? Nur durch Kundenwünsche oder gibt es auch interne Aufträge?
Ich habe unterschiedliche Ansprechpartner. Meistens kommt die Anfrage über die Projektmanager. Diese fassen sie zusammen und leiten sie an mich weiter, damit ich realisierbare Vorschläge ausarbeiten kann. Es kommt auch vor, dass ich sehr knappe Briefings bekomme, wenn es darum geht, ein Vorprojekt zu skizzieren. In diesem Fall setze ich mich manchmal mit dem jeweiligen Kunden in Verbindung, um das Projekt besser zu verstehen, Ideen auszutauschen und technische Einschränkungen zu erläutern.
Kreieren Sie nur Becher für kleinere Firmen oder auch für Multi-Nationals?
Für mich hat jede Anfrage den gleichen Stellenwert – unabhängig von der Größe des Kundenunternehmens. Für das Projekt ist die Herausforderung immer die gleiche: jeden Kunden zu bedienen und zufrieden zu stellen; proaktiv zu sein. Alle Hersteller profitieren von einem hochwertigen, maßgeschneiderten Verpackungsdesign.
Was müssen Sie alles berücksichtigen, wenn Sie einen neuen Becher kreieren? Material, Kundenspezifika, Becherdekoration, etc.?
Bei jeder Verpackungsgestaltung müssen alle Aspekte des zu abzufüllenden Produkts berücksichtigt werden: Zusammensetzung, Abfülltemperatur, Viskosität, Haltbarkeit und Art der Konservierung. Alle wirken sich auf die Form der Verpackung und ihr Gesamtvolumen aus.
Transport und Lagerung erfordern eine gewisse chemische und mechanische Beständigkeit. Das Tiefzieh-Material sowie die entsprechende Becher-Dekoration (Etikett) bieten Lösungen, schränken aber auch die allgemeine Becherform ein, begrenzen die Becherabmessungen und erzwingen manchmal sichtbare Details.
Der Aufbau der geplanten neuen Verpackungsmaschine oder die der bestehenden Maschine bestimmen die Auslegung der Becherform, wirken sich auf die Abmessungen aus und erfordern bestimmte Details beim Stanzen.
Unsere Verpackungen schützen die Produkte unserer Kunden, haben aber auch andere Zusatzfunktionen, die dazu dienen, das Produkt entweder direkt daraus zu verzehren oder es sauber umzufüllen.
Ein Becher für Joghurt wird daher nicht wie der einer Dessertcreme, eines Getränks, für Kompott oder ein Gemüsepüree gestaltet sein. Jedes Produkt hat sein Marktsegment, seine spezifischen Eigenschaften, insbesondere seine Viskosität, aber auch seine spezifischen Anforderungen in Bezug auf den Verzehr.
Um sich gut zu verkaufen – im Verkaufsregal gut sichtbar zu sein und hervorzustechen – und leicht verwendbar zu sein, müssen Verpackungen bestimmte Anforderungen erfüllen, wie z.B. leichte Löffelbarkeit und gleichzeitig eine hochwertige, einzigartige oder klassische visuelle Aufmachung gewährleisten – wie für schönes Geschirr oder Küchenutensilien.
Erstellen Sie auch mehrere Becher-Designs für den Kunden, so dass er eines auswählen kann?
Falls das Design im Vorfeld nicht klar definiert ist, beginne ich einen iterativen Erstellungsprozess, indem ich 2 oder 3 realisierbare Designs mit Vor- und Nachteilen skizziere. Sie können somit verglichen werden, um Entscheidungen zu treffen und zur nächsten Projektstufe überzugehen.
Wie ist das weitere Vorgehen nach der internen Design-Freigabe? Werden Prototypen des Bechers mit einem 3D-Drucker hergestellt? Oder erstellen Sie Musterbecher auf einer Labor-Maschine, auf der kleine Stückzahlen mit verschiedenen Materialien produziert werden, so dass geprüft werden kann, ob das Design mit dem geplanten Material realisiert werden kann?
In den meisten Fällen ist es nach der Abnahme einer Zeichnung erforderlich, diese in Form eines Modells konkret zu evaluieren. Man kann die Abmessungen des designten Becher somit mit bestehenden Verpackungen vergleichen.
Dafür wird bei einem auf 3D-Druck spezialisierten Subunternehmer Modell erstellen. Dies dauert in der Regel 48 Stunden. Somit kann im nächsten Schritt das Bechermaterial, die Farbe, das Erscheinungsbild (glänzend, matt, glatt oder körnig) oder seine Transparenz validiert. Dafür stellt unser Labor tiefgezogene Modelle in einer Form her. In diesem Stadium ist es mir auch möglich, die technische Leistungsfähigkeit der Verpackung validieren zu lassen.
Woher bekommen Sie neue Ideen und Inspirationen für das Becher-Design?
Ich bin habe ein Faible für Kunst und wenn ich eine Form betrachte, die mich berührt, kann dies meine Vorstellungskraft bereichern. Konkreter analysiere ich bestehende Verpackungen, aber auch andere Objekte. Ich identifiziere Trends und Referenzen in Bezug auf ihre funktionalen, ästhetischen, technischen oder ökologischen Aspekte. Also schaue ich mich in Geschäften und im Internet um; aber auch auf Messen kann ich mich informieren. Ich beobachte um mich herum und in den Geschäften die Menschen um mich herum und höre ihnen zu.
Was denken Sie, wenn Sie im Supermarkt andere Becher oder auch von Ihnen gestaltete Becher sehen?
Ich habe es schon immer geliebt, bei meinen Einkäufen die Regale der Supermärkte und Kaufhäuser zu betrachten. Manchmal entdecke ich Verpackungen und Produkte wieder, die ich kürzlich oder schon vor langer Zeit gestaltet habe. Ich sehe gerne, wie sie in den Regalen positioniert werden und stelle mir ihre Auswirkungen auf den Umsatz und die Benutzerzufriedenheit vor.